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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Anekdoten & Geschichten zur Zucht
forsthof-antaris Offline

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Beiträge: 1.351

04.08.2007 20:27
Züchten, die Leidenschaft, die Leiden schafft ... Zitat · Antworten

Züchten, die Leidenschaft, die Leiden schafft ...

Teil I – von der Rosse bis zur Geburt

Wer züchtet muss ein bisschen Gaga im Gehirn sein, denn warum sonst tut man sich all die Aufregung, den Stress, die Enttäuschung und die Arbeit an?

Spätestens im Januar beginnt die Qual im Züchterleben, denn es gilt den passenden Hengst für die Zuchtstute auszuwählen und weil man vor lauter Wald, in diesem Fall Deckanzeigen und Hengstkatalogen, die Bäume, also die Hengste nicht sieht, fährt man entweder zur Hengstschau, oder direkt zur Deckstation, um den zukünftigen Schwiegersohn persönlich in Augenschein zu nehmen und was stellt man fest ... nun ist es auch nicht leichter geworden, die Auswahl zu treffen, denn sind sie nicht alle atemberaubend mit ihrer geballten maskulinen Ausstrahlung?

Also werden die aktuellen Jahrbücher Zucht und Sport studiert – die Bibel des Züchters. Hier kann der Zuchtwertindex helfen, aber ob er's wirklich tut? Ob es gepasst hat, weiß man eben auch erst, wenn das Fohlen auf der Welt ist und das dauert bekanntlich nach der erfolgreichen Befruchtung noch ca. 342 Tage der Ungewissheit ob Top oder Flop.

Bevor der Countdown für die Trächtigkeit beginnt, muss die Stute erst mal rossen und das kann zur ersten Prüfung der Langmut und Geduld eines Pferdezüchters werden, denn wenn der Zuchteinsteiger noch glaubt, dass die Stute weiß, dass ihr Zyklus exakt 21 Tage dauert und jeder Zyklus mit der Rosse und vor allem mit dem Eisprung endet, auf den dann die Befruchtung durch den Hengstsamen folgt, dem schenkt der erfahrene oder eben der leidgeprüfte Züchter ein mildes Lächeln der Nachsicht.

Es gibt nämlich Pferdedamen, die denken gar nicht daran, sich an die Regel zu halten und bilden damit nicht unbedingt die Ausnahme, wie man annehmen muss, wenn man mit Pferdezüchtern spricht, die allesamt ein Lied von der Warterei auf ein Follikel singen können. Die Eiblase wird zum terminbestimmenden Faktor im Leben des Stutenbesitzers, denn schließlich hat auch ein Veterinär mal Feierabend und macht ungern nach 18 Uhr noch Haus – oder in dem Fall Stallbesuche, wenn es sich nicht unbedingt um einen Notfall handelt. Also ist ein strenges Terminmanagemant nun unabdingbar, damit man in den 5 Tagen, welche die Rosse nach Lehrbuch eigentlich dauert nichts verpasst und schon gar nicht den Eissprung. Ein Pferdefachtierarzt hat in der Besamungssaison auch nicht gerade wenig zu tun und solchwe Einwände wie:“ Da muss ich aber arbeiten“, die passen nun mal mit einer Züchterkarriere nicht zusammen und schon gar nicht mit dem Zeitplan des Tierarztes. Wer zunächst noch guter Hoffnung ist, dass die Mittagspause von einer ¾ Stunde schon reichen wird, um die Stute zu untersuchen oder wahlweise zu besamen, der wird schnell eines Besseren belehrt – die strenge Terminplanung gilt für den Züchter, nicht aber für den Pferdedoktor, der sein Tagespensum nicht minutiös voraussehen kann, denn wenn noch ein Notfall dazwischen kommt oder mehrere Stuten zum selben Zeitpunkt rossen, dann kommt der Mann oder die Frau ganz schön ins Schwitzen, wenn er all die Stuten zwischen viertel nach zwölf und eins besuchen soll und eigentlich hat er da ja auch mal Hunger und eine Pause verdient.

Also gilt es, zumindest für die Besamungssaison entweder flexible Arbeitszeiten vom Chef zu erbitten, damit man sich kurzfristig auch mal frei hält für die kostbaren Minuten der Zeit des Besamungstierarztes, denn der hat richtig Stress.

Wer einmal neben dem schon anfahrenden Auto des Veterinärs herlief um noch eine Frage loszuwerden, bevor der Wagen vom Hof rollt und zum nächsten Termin auf dem nächsten Gestüt oder Reiterhof davonbraust und die Antwort nur noch in im Winde verwehenden Wortfetzen die durchs halb geöffnete Autofenster drangen hörte, der weiß wovon ich spreche – mit dem Tierarzt ist es wie mit einer Begegnung der 3. Art: Man sieht nur einen Lichtstreif und bevor man begriffen hat, dass da gerade ein Ufo landete, sind die Marsmenschen schon alle wieder eingestiegen und auf dem Weg zur Venus oder einem anderen Planeten auf ihrer Stippvisite durchs Universum und zurück bleibt nur ein Muster im Kornfeld.

Aber wenn die Zeit trotz aller Widrigkeiten dennoch zu einem Zusammentreffen mit dem studierten Mann in der grünen Schürze reicht und man life dabei ist, wenn er mit seinem Arm tief im Popo der Stute steckt, dann wird so ein Termin ganz sicher gekrönt von der überschäumenden Freude, dass das Warten endlich ein Ende hat, wenn der Tierarzt dann verkündet:“ Die ist soweit!“

Dass dieser erhebenden Glückseligkeit des Züchters viele enttäuschende Tierarzttermine zur Follikelkontrolle vorausgegangen sind, versteht sich eigentlich von selbst, denn wenn der erste Ultraschall gleich mit einer Reise zum Hengst oder dem Gang zum Telefon verbunden wäre, damit der Samen bestellt werden kann, dann wäre das ungefähr wie ein 6-er im Lotto oder so wahrscheinlich, wie vom Blitz getroffen zu werden. So gesehen, kann man eigentlich froh sein, wenn es nicht gleich klappt, denn sonst wäre man vielleicht tatsächlich auch ein Kandidat, der beim nächsten Gewitter besser zu Hause bleibt.

Vielleicht würde es nun zu weit führen, in 5000-Teilen-Puzzle großen Einzelheiten über den Kampf um die Trächtigkeit zu referieren – aber soviel sei gesagt: Wer auf der Kirmes mit einem Schuss den Hauptgewinn trifft, der sollte sich unbedingt in der Pferdezucht versuchen, wer noch nie den riesigen und eigentlich abscheulich hässlichen Teddybären traf und mit Glück eine Plastikrose trifft und es nicht aufgibt, immer wieder mit einem verstellten Zielfernrohr am Gewehr in die Regale zu ballern, der hat die richtige Einstellung zum Züchten.

Nach der Ovulation folgen in der Regel achtzehn aufregende Tage und am Tag x der bange Blick zum Tierarzt, wenn er wieder einmal den Arm in der Stute steckend, angestrengt auf dem Monitor des Ultraschallgerätes starrt, auf dem sich ähnlich aufschlussreiche Bilder zeigen, wie wenn man versucht Herrn Kachelmanns Wetterbilder mit Strömungskanälen und Tiefdruckgebieten zu interpretieren – bis da der schwarze Punkt auf dem Bildschirm auftaucht, der einem einen Herzschlag lang vor Glück den Atem stocken lässt und der Veterinär verkündet: “Tragend!“

Aber bevor Euphorie aufkommt, bremst man sich als vorausschauender Züchter besser etwas. Zwar soll man immer das Beste hoffen, aber um Enttäuschungen zu vermeiden, ist es oft sinnvoll das Schlimmste anzunehmen und das ist in diesem Fall, dass man bei der nächsten Trächtigkeitsuntersuchung nach ungefähr vier Wochen vergeblich nach dem nun großen schwarzen Punkt auf dem Monitor fahndet und einem klar wird, dass die Stute resorbiert hat und das Spiel von vorne beginnt – also warten auf die Rosse, dann auf einen befruchtungsfähigen Follikel und schlussendlich auf eine neuerliche Trächtigkeitskontrolle.

Wenn aber das Teilen der Zellen soweit fortgeschritten ist, kann man erst mal davon ausgehen, dass sich nun eine Leibesfrucht in der Gebärmutter eingenistet hat, die sich mit Züchterglück zu einem gesunden und munteren Fohlen entwickelt.

Dann kehrt aber erst mal Ruhe in die Terminplanung des Pferdezüchters ein, denn die Trächtigkeit Dauer grob 11 Monate oder 342 Tage – wobei das nur eine ungefähre Zeitangabe ist, denn so mancher Pferdebesitzer, der auf sein Fohlen wartet und Nacht für Nacht nach der Stute schauen geht, der sieht nach spätestens einer Woche wie Nosferatu aus, nur um dann festzustellen, dass das Fohlen mal eben geboren wurde, als man sich frischen heißen Tee kochte, um die klamm gewordenen Finger an einer Tasse Darjeeling zu wärmen – Züchter erkennt man in den Monaten, in denen die neue Generation der Zukunftshoffnungen geboren wird daran, dass sie tiefe schwarze Augenringe haben und im Stehen einschlafen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.

Natürlich gibt es Zeichen, die auf eine bevorstehende Geburt hindeuten und die Wartezeit einschränken könnten – die Beckenbänder die weicher werden und die Kruppe spitzer erscheinen lassen, der sich senkende Bauch, die Scham, die ihre Plisseefalten verliert, das immer praller werdende Euter und die Harztropfen daran – alles Indizien dafür, dass es bald losgehen könnte, aber es kann auch sein, dass man trotzdem noch mal eine Woche wartet, obwohl sogar der abgegangene Schleimpfropf hoffen ließ, dass es sich nur noch um Stunden handeln könnte, bis man sein Überraschungspaket das man sich 11 Monate lang ausmalte im Stroh findet.

Es gibt eben keine Regel ohne Ausnahme und während die eine Stute ihre Besitzer mit starken Senkwehen beunruhigt, bringt die andere das Fohlen ohne erkenntliche Anzeichen der bevorstehenden Geburt auf die Welt.

Aber wenn es dann losgeht, dann ist auch der müdeste Stutenbesitzer hellwach, denn die Freude über den lang ersehnten Nachwuchs lässt einem die ganzen Strapazen vergessen, die man auf sich nahm, um nun das Fohlen zu bestaunen.



Beim ersten Fohlen ist man als Züchter sowieso im Glückstaumel und wenn man nicht gerade zum Hengst fuhr weil man unbedingt einen zukünftigen Dressurkracher in lackschwarz mit einer Flocke auf der Stirn und 4 weißen Söckchen haben wollte und nun ein brandrotes Stutfohlen mit einer megagroßen Laterne im Gesicht findet, das überdies drei hochweiße Füße und einen fuchsigen Fuß hat und dessen tief angesetzter Hals schon ahnen lässt, dass mit der gewünschten Aufrichtung ein reiterliches Stück Arbeit verbunden sein wird, der nimmt was er bekommen hat und freut sich – Hauptsache gesund und vier grade Beine! Das Motto sollte man sich rechtzeitig einsuggerieren, denn auch wenn die Hoffnung auf das Traumfohlen zuletzt stirbt, wer nicht züchten, sondern beim lieben Gott mit beiliegendem Plan und Zeichnung in Auftrag geben will, dem bleiben Enttäuschungen ohne diese Einstellung nicht erspart.

Aber erst einmal ist das Fohlen da und man ist einfach nur glücklich ... ungefähr 12 Sekunden lang, denn dann kommt schon wieder der bange Gedanke, ob die Nachgeburt wohl problemlos abgeht und ob die Stute alles gut überstanden hat. Wenn auch die Sorge sich in Wohlgefallen auflöst, weil die Reste der Eihaut und die Plazenta vollständig und in kurzer Zeit ins Stroh gefallen sind, dann kommt sie nächste Zitterpartie, denn nun muss das Pferdekind auf die Beine und ans Euter der Mutter, damit es die wichtige Kolostralmilch auch zur Genüge bekommt, denn wenn der IgG-Titer als zu niedrig gemessen wird, dann fehlen dem Pferdekind die Abwehrstoffe. Dem Nabel gilt natürlich ebenfalls die Besorgnis - ist er auch nicht zu kurz abgerissen oder muss man gar einen Bruch befürchten? Das erste Pinkeln des Fohlens wird mit Argusaugen und Blick auf den Nabel betrachtet: Tröpfelt es da raus? Eine Urachusfistel kann ein Grund sein, das Fohlen operieren zu müssen und da entstehen dann wieder Kosten ... mal vom Emotionsfaktor abgesehen. Als nächstes wartet der verantwortungsbewusste Stutenbesitzer, dessen Fohlen nun hoffenlich durch die Box wackelt und dabei schon mal erste Bocksprünge probt darauf, dass das Fohlenpech abgeht und der senfgelbe Milchkot sichtbar wird - prophylaktisch ein Klistier zu geben ist meist sinnvoll und wenn der TA grad mal da ist, da wird dann gleich noch die Fohlenprophylaxe in Auftrag gegeben - klar, das kostet, aber kommt es da noch drauf an?

Wenn der stolze Pferdezüchter nun ins Bett geht, um wenigstens noch ein paar wenige Stunden den Schlaf der letzten Nachtwachen nachzuholen, dann träumt er wahrscheinlich von der ganz großen Zukunft seines Pferdekindes, vom Auktionsring, durch das es elegant traben wird und die Bieter zu schwindelerregenden Geboten ermutigt ... aber Züchterträume sind meist Schäume und man tut gut daran, in kleinen Schritten zu denken, denn jeder Tag birgt Gefahren und manchmal auch neue Züchtersorgen: Wird die kleine Lahmheit bis zum Fohlenbrennen weg sein? Warum hört der Fohlenrossedurchfall gar nicht auf? Hat er gerade gehustet? Und ist das normal, dass das Gelenk so geschwollen ist?

Warum man dennoch Pferde züchtet und bereit ist, auf so vieles zu verzichten, nur um die Decktaxe und die Rechnungen des Tierarztes zu bezahlen und sich wochenlang gerädert und von akutem Schlafmangel gezeichnet im Büro den Pulverkaffeevorrat mit dem Löffel einverleibt, weil er als überbrühtes Destilat nicht mehr ausreichend Wirkung zeigt, das kann man als Nichtzüchter kaum nachvollziehen.

Auch nicht, dass man jedes Jahr Geld drauflegt, wenn das Fohlen dann nach endlosen Verhandlungen doch noch verkauft wird und trotzdem wie ein paralysiertes Eichhörnchen vor der Schlange vor den Deckprospekten sitzt, weil man die Stute selbstverständlich wieder tragend macht und wieder 11 Monate die stille Hoffnung nährt, dass im nächsten Jahr ganz sicher das Siegerfohlen und das große Geld winken.


Wer diese Zeit und die Erlebnisse mit den Fohlen trotz allem als bereichernd empfindet und behauptet, dass sein Leben ohne all dies viel ärmer wäre, der ist entweder wirklich Gaga im Kopf oder aber ein passionierter Pferdezüchter für den das Glück der Erde nicht unbedingt auf dem Rücken der Pferde liegt, aber ganz sicher in ihrem Stall und auf der Weide, wo die Fohlen eine Lebensfreude vermitteln, die ein Urlaub auf Mallorca oder die Schuhe von Prada nicht annähernd in ihm schaffen zu erzeugen.

... aber ein bisschen Gaga ist es trotzdem.







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Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterläßt und nicht nur Staub
Antoine De Saint-Exupéry

OLDIE ( Gast )
Beiträge: 0

04.08.2007 22:25
#2 RE: Züchten, die Leidenschaft, die Leiden schafft ... Zitat · Antworten

denn leide ich doch wohl
tatsächlich an einer unheilbaren erbkrankheit.....
ein bischen "gaga" kann man das bei mir nicht mehr nennen...
da bin ich dann doch schon völlig "gaga" oder "plemplem"
na und, warum nicht, man gönnt sich ja sonst nichts....

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